Die New Austrians als Pseudo-Heterodoxe?

Friedrun Quaas

Spätestens seit der Gründung zahlreicher neoliberaler Think Tanks ist es der New Austrian School of Economics (NASE) gelungen, ihren ideologischen Einflussbereich per einschlägiger Agitation entscheidend zu erweitern. Gleichzeitig und in gewissem Gegensatz dazu pflegt sie ausdrücklich das Image, als wissenschaftlich heterodoxer Akteur jenseits des ökonomischen Mainstreams zu gelten. Auf diese Weise hat sie es erreicht, das Interesse von Vertretern der Pluralen Ökonomik zu wecken, die die Österreichische Schule inzwischen als Teil ihres heterodoxen Kanons adoptiert hat. Aber wie stimmig ist dieses Bild der NASE als Gegner der Orthodoxie?

Der institutionelle Hintergrund

Im 1997 von der britischen Journalistin und Politikexpertin Helen Disney gegründeten und inzwischen aufgelösten Stockholm Network waren bis 2009 über 130 europäische marktliberale Think Tanks integriert. Zu ihnen gehören auch etliche der Institutionen, die sich in besonderer Weise jenem Teil des umfangreichen Gedankengutes der Österreichischen Schule der Nationalökonomie verpflichtet fühlen, der die austroliberale Tradition begründet und ausgehend von den USA auch in Europa als New Austrian School of Economics (NASE) fortgeführt wird. Die Nachfolgeorganisation European Policy Information Center (EPICENTER) zählt zu ihren Mitbegründern das Institue of Economic Affairs, ein Think Tank, der seine Gründung unter anderem dem Ziel verdankt, die liberalen Ansichten von Friedrich August von Hayek zu verbreiten.

Besonders das Schrifttum von Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek, die für den betrachteten Zusammenhang als „Kern-Österreicher“ gelten dürfen, ist in den letzten Jahren durch aufwendige Nach- und Neuauflagen einem breiten Leserkreis zugänglich gemacht worden, und dieser Prozess findet derzeit mit großzügig zur Verfügung gestellten Internet-Versionen seine Fortsetzung. Die Ideen von Mises und Hayek werden durch verschiedene austroliberale Think-Tanks emittiert, kommentiert und weitergeführt und in verschiedenen Sprachen verbreitet. Für den deutschsprachigen Raum stechen unter anderen die Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft e.V. in Berlin und die Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung in Freiburg im Breisgau hervor. Eine herausragende Rolle im englischen Sprachraum nimmt das 1982 von Misesianern gegründete Ludwig von Mises Institute in Auburn (Alabama) ein, das sich auf seiner Home-Page selbst als das Weltzentrum der Österreichischen Schule der Ökonomie sowie einer libertär ausgerichteten politischen und gesellschaftlichen Theorie bezeichnet und neben vielen internationalen Abkömmlingen seit 2012 auch eine deutsche Version besitzt.

Sich als unabhängig und dem österreichischen Erbe verpflichtet deklarierende Institutionen unterstützen die Bemühungen um eine größere Publizität, so beispielsweise das Institut für Wertewirtschaft in Wien. Dessen Gründer, Rahim Taghizadegan, hält die Lehren der Österreichischen Schule für geeignet, „Wirtschaft wirklich verstehen“ zu können – so jedenfalls der Titel eines von ihm 2011 herausgegebenen populärwissenschaftlichen Lehrbuchs zur Einführung.

Letztlich erlebt die Österreichische Schule auch im akademischen Lehr- und Forschungsbetrieb eine Art Renaissance. Die akademische Tradition der Österreichischen Schule wird von Vertretern der NASE in den Vereinigten Staaten vorzugsweise an der Auburn University (Alabama), der George Mason University in Arlington (Virginia), der New York University, dem Grove City College (Pennsylvania) und dem Hillsdale College (Michigan) gepflegt. In Deutschland existiere zwar bisher kein „österreichischer Lehrstuhl“, dafür gäbe es aber Sympathisanten für das Forschungsprogramm der Austrians, wie Schulak/Unterköfler (2010, 197) feststellen. Dazu gehört mittlerweile zweifellos auch das Institut für Wirtschaftspolitik der Universität Leipzig. Die 1998 gegründete Hayek-Gesellschaft vertritt das ehrgeizige Ziel, mit den sogenannten Hayek-Clubs „flächendeckend in ganz Deutschland kleine Gesprächskreise aufzubauen. Diese dienen der Netzwerkbildung und der Intensivierung des ideellen und geistigen Austausches vor Ort.“1

Ihre liberal-weltanschauliche Grundlage teilen die New Austrians unverkennbar mit anderen Kreisen, wobei sie innerhalb der großen Spannbreite weniger die gemäßigt-liberale Richtung oder einen gesellschaftlich-orientierten Neoliberalismus favorisieren, sondern eher libertären und ultraliberalen Ausprägungen zuneigen. Damit kommt es zu Überschneidungen mit den Anschauungen anderer „Freunde der Freiheit“, aber auch zu Disjunktionen in den eigenen Reihen. Beispielsweise wäre der auf Mises zurückgehende Einwand einer Unverträglichkeit des Libertarismus der Österreichischen Schule mit anarchistischen Motivbildungen zu berücksichtigen. Sein eigener Schüler jedoch, Murray N. Rothbard, hat den Anarchokapitalismus begründet, also eine gegenüber Mises und auch Hayek übersteigerte libertaristische Haltung eingenommen.

In methodischer Hinsicht fällt auf, dass von New Austrians eine betont mainstream-kritische Haltung demonstriert wird. Das ist insofern verständlich, als sich die Mehrheit der modernen Ökonomen von der NASE tatsächlich eher distanzieren würde. Aus dogmenhistorischer Sicht ist jedoch klar, dass neben einigen Inhalten ein beachtlicher Teil der von den Begründern der Österreichischen Schule entworfenen Methodologie zum festen Bestandteil moderner Ökonomik werden konnte und bislang auch nicht sonderlich große Gefahr läuft, aus dem Mainstream entfernt zu werden, weil heterodoxe Strömungen das damit verbundene Wissenschaftsprogramm (noch) nicht so ernsthaft erschüttert haben, dass ein konsequenter wissenschaftsprogrammatischer Wandel in den Economics bevorstehen würde.

Insofern diese mainstream-prägende Wirkung der Österreichischen Schule in den Augen der New Austrians keine Berücksichtigung findet und statt dessen die Distanzen zum Mainstream stärker betont werden als dies sachlich gerechtfertigt ist, ist die Konsequenz zu ziehen, dass das Selbstbild der New Austrians in wesentlichen Bereichen nicht mit dem Fußabdruck übereinstimmt, den die Österreichischen Schule über ihre verschiedenen Generationen realiter in der Scientific Community hinterlassen hat.

Das trügerische Selbstbild der New Austrians von den eigenen Wurzeln

Das in der Literatur selbstbewusst vertretene Selbstbild der New Austrians wirft ein Problem auf, dessen Lösung schwierig ist. Einerseits betrachten sich die meisten Vertreter der New Austrians als legitime Erben der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, und andererseits stehen einige der vertretenen Ansichten direkt oder indirekt im schroffen Widerspruch zu bekannten Ansätzen jener Schule. Diese Ambiguität wirkt als Unsicherheit auf die Einschätzung der Österreichischen Schule insgesamt zurück. Bewusste oder unbewusste Wahrnehmungsverluste gegenüber dieser einst stark vertretenen Tradition betreffen den Fakt, dass sie ein Generationenprojekt darstellt und es keine Frage der Beliebigkeit sein kann, wie die einzelnen Generationen in das Gesamtbild der Schule sinnvoll einzuordnen sind. Die Vorstellung einer Homogenität der Österreichischen Schule ist zwar schon für den Übergang von der ersten zur zweiten Generation nicht aufrecht zu erhalten, doch die Selbsteinschätzung der 5plus-Generation treibt besonders bizarre Blüten zwischen zwei Extrempositionen. Einerseits wird die autorisierte Vorgängerschaft auch für Grundüberzeugungen beansprucht, die man bei den früheren Generationen so gar nicht findet, andererseits werden bestimmte Positionen unterschlagen, weil sie sich störend auf die jeweils präferierte Botschaft auswirken könnten. Ein besonderes Anzeichen ist das fortgesetzte Verweisen auf Autoritäten der Österreichischen Schule und das uneinsichtige Beharren auf deren speziellen Theorien, wenn diese längst schon einer Kritik zum Opfer gefallen sind, der jenseits von sturer Ignoranz nichts Wirkungsvolles entgegengesetzt werden konnte. Der weiter hinten behandelte Fall der von Hayek in Preise und Produktion (Hayek 1931) vertretenen Position der monetären Überinvestitionstheorie ist ein besonders einprägsames Beispiel dafür.

Die New Austrians und der ökonomische Mainstream

Ein übergreifender Aspekt des Selbstbildes der New Austrians betrifft ihre Art und Weise, sich im Theorienspektrum der ökonomischen Wissenschaften zu verorten. Zur Zeit ihrer Entstehung ab den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts stellte die Österreichische Schule einen Gegenentwurf zu den Hauptströmen deutschsprachiger Nationalökonomie dar. Die Abkehr von der objektiven Wertlehre, die Betonung des Individuums und die Skepsis gegenüber der dominanten Historischen Schule deuteten einen paradigmatischen Wandel an, der im Zuge der marginalistischen Revolution schließlich auch von den „Österreichern“ vorangetrieben und vollzogen wurde. Bereits dies legt die Vermutung nahe, dass die Österreichische Schule zumindest in ihren Blütezeiten selbst zum Mainstream werden konnte oder ihn doch zumindest gespeist hat. Die beschriebene mainstream-feindliche Haltung steht dazu in einem gewissen Widerspruch und hinterlässt Ratlosigkeit, gegen wen sich die Ablehnung überhaupt richtet.

Von New Austrians wird je nach Intention sowohl der Keynesianismus als auch die Neoklassik kritisiert. Dies ist zu beachten, wenn man den Versuchen der NASE, gegen den Mainstream anzutreten, nicht von vornherein verwirrt gegenüberstehen will. Während die Distanz zum Keynesianismus aus Gründen der intellektuellen Gegnerschaft zwischen Hayek und Keynes plausibel abgeleitet werden kann, ist der permanent kolportierte Habitus der New Austrians, neoklassisches Gedankengut schon immer strikt von sich gewiesen zu haben, eher überraschend.

Der unvoreingenommene und auch nur etwas mit der Theoriegeschichte Vertraute hat, was die Positionierung der Österreichischen Schule angeht, durchaus Probleme, die behauptete Feindschaft zur Neoklassik nachvollziehen zu können. Zwar geben die Hinweise der New Austrians auf tiefsitzende Aversionen gegen die Verwendung von mathematischen Modellen einen gewissen Aufschluss darüber, was gemeint sein könnte, aber dies trifft eben nur die halbe Wahrheit. Denn erstens waren zumindest einige Vertreter der Österreichischen Schule mit der Mathematik nicht nur gut vertraut, sondern haben sie auch bestens in den Dienst der ökonomischen Wissenschaft stellen können,2 und zweitens ist die pauschale Verunglimpfung von Modellen (etwa von Prognosemodellen) kontraproduktiv in dem Sinne, als gerade die Wiener Schule der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts zur Spitzenklasse der Konjunkturforschung gehören wollte.3

Unfreiwillig gefangen im Netz der Neoklassik?

Unmissverständlich gehört das Kernstück der Österreichischen Schule, der Marginalismus, zum Inhalt der Neoklassik. Thorstein Veblen, der den Begriff der Neoklassik einführte (vgl. Veblen 1900), benutzte ihn, um die (vermeintliche) Außenseiterposition Alfred Marshalls zu attackieren, der bekanntlich die objektive Wertlehre der Klassik mit der subjektiven Wertlehre der Grenznutzentheorie zu versöhnen trachtete.4 Zugleich meinte Veblen aber auch, dass man die „so-called Austrian School“ nur schwerlich von der neoklassischen unterscheiden könne (vgl. ebd.). Zum Nachweis der nahen Verwandtschaft zwischen Grenznutzentheorie und Neoklassik muss man also sicher nicht zwingend so weit gehen, beide für identisch zu halten. Doch ein Hinweis darauf, dass neoklassisches ökonomisches Denken kein einfaches Fortsetzen der Klassik, sondern aus wert-preis-theoretischer Sicht einen wesentlichen Bruch mit ihr bedeutet, ist angebracht. Die Ausarbeitung der subjektiven Wertlehre der Grenznutzentheorie in ihren verschiedenen Schulen, also auch der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, besiegelte das Ende der Klassik,5 leitete ihre Mutation zur Neoklassik ein und verhalf dieser dazu, ökonomischer Mainstream zu werden. Nicht von ungefähr setzt eine Periodisierung der Neoklassik daher auch zumeist bei den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts ein, in denen William St. Jevons in England, Léon Walras in der Schweiz und Carl Menger in Österreich die subjektive Wertlehre von ihren Kinderschuhen6 befreiten.

Die Neoklassik hat ihre Stütze zudem in sechs Säulen, von denen nach Hervé Defalvard, der eine Anatomie und epistemologische Struktur dieses Denkansatzes vorgelegt hat (vgl. Defalvard 2000) mindestens drei von „Österreichern“ miterrichtet worden sind: (i) Die auf der spezifischen Betrachtung von Individuen und Gütern aufbauende subjektive Wertlehre (Carl Menger, Friedrich von Wieser, Oscar Morgenstern); (ii) Die Analyse der Märkte (Friedrich August von Hayek); (iii) Die Einbeziehung der Variable Zeit (Eugen von Böhm-Bawerk, Friedrich August von Hayek). Die restlichen drei der sechs Säulen betreffen gemäß Defalvard Theorien über Geld, Staat und Organisationen und er benennt hierfür explizit keine Vertreter der Österreichischen Theorie. Dennoch kann deren geistige Nähe zu den Auffassungen der erwähnten neoklassischen Theorien auch hier nicht ausgeschlossen werden. Dies trifft mit Sicherheit für die Geldtheorie zu, bei der die Nähe zu dem von Defalvard als Neoklassiker eingeordneten Knut Wicksell augenfällig ist. Wicksell hat als Vertreter der Stockholmer Schule die Idee des neutralen Geldes im Gleichgewicht nicht nur originär entwickelt, sondern damit die Österreicher Mises und Hayek nachhaltig beeinflusst, wie beide auch einräumten.

Erwähnt soll allerdings auch werden, dass sich die Österreichische Schule partiell sogar konträr zu alternativen neoklassischen Positionen bewegt, wie beispielsweise die Kontroverse zwischen Friedrich A. Hayek und Milton Friedman für den Bereich der Geld- und Konjunkturtheorie gezeigt hat. Hayek lehnte die Quantitätstheorie des Geldes in der Friedmanschen Ausdeutung ab, und Friedman hielt die Hayeksche Idee der Rückkehr zu einer Goldwährung für schlichtweg illusorisch. Es bestätigt sich also bereits bei relativ oberflächlicher Betrachtung, dass mit gemeinsamen Grundlagen, punktuellen Überschneidungen und zugleich partiellen Inkompatibilitäten zwischen diesen beiden theoretischen Strömungen zu rechnen ist.

Wie also darf man das Verhältnis zwischen Neoklassik und Österreichischer Schule angesichts dieser Situation einschätzen? Im ersten Schritt könnte der Bezug auf das Selbstverständnis bekennender Vertreter der Österreichischen Schule hilfreich sein, innerhalb dessen man sich zu bestimmten Kernmerkmalen bekennt.

Fritz Machlup, Repräsentant der vierten Generation der Österreichischen Schule und Begründer des Programms der Austrian Economics an der Universität New York, hat sechs „distinguishing characteristics of Austrian Economics“, aufgestellt: (i) methodologischer Individualismus, (ii) methodologischer Subjektivismus, (iii) Grenznutzenansatz, (iv) Utilitarismusprinzip, (v) Opportunitätskostenprinzip und (vi) subjektive Zeitpräferenz für ökonomische Entscheidungen.

Zur Ergänzung hat Israel Kirzner als Vertreter der fünften Generation zwei weitere Punkte für wichtig gehalten, die insbesondere die Entwicklung im Anschluss an Hayek berücksichtigen sollen: (vii) Märkte und Wettbewerb als Lern- und Entdeckungsverfahren und (viii) individuelle Wahlentscheidungen als Alternativenwahl unter Unsicherheit. Diese Ergänzung hat Kirzner wohl auch deshalb vorgenommen, weil die Machlup-Kriterien rasch zu allgemein anerkannten mikroökonomischen Prinzipien und insofern konstitutiv für den neoklassischen Mainstream geworden sind. Mit Blick auf diese paradigmenbildenden Grundlagen ist jedenfalls zu Recht festgestellt worden, dass es auf Grund der Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse – bewusst oder unbewusst – „viele Ökonomen auf der Welt geben wird, die mehr oder weniger ‚Österreichisches“ an sich haben“ (Acham 1998, 325).

Weil daher mit diesem mainstreambildenden Eigenschaftenbündel kaum ein ausreichendes Kriterium gefunden ist, um Kontinuität in der Entwicklung speziell der Österreichischen Schule festzustellen,7 muss umgekehrt auch ihr Versuch prinzipieller Distanzierung von der Neoklassik ebenso genau hinterfragt werden. Beispielsweise versucht Helge Peukert eine Distanz der Österreichischen Schule zur Neoklassik in der jeweiligen erkenntnis- und handlungstheoretischen Grundlegung zu erkennen. Während das neoklassische Forschungsprogramm den Ansatz des Erklärens verfolge, also auf die Feststellung von Kausalitäten angelegt sei, laufe die Österreichische Schule mit den Beiträgen von Hayek, Mises, Lachmann und Kirzner auf den Ansatz des Verstehens hinaus. Damit werde der Ebene der Kausalität und logischen Deduktion eine handlungstheoretische Sinnebene gegenüber gestellt. Das Vorbild einer ökonomischen Handlungstheorie werde nicht wie in der Neoklassik in der klassischen Mechanik, sondern in der verständigungsorientierten Sprache gesucht. Das impliziere, dass an die Stelle von Determiniertheit die Einsichtigkeit in die subjektiv vorzunehmenden Wahlhandlungen trete und statt automatisch-mechanisch wirkender Kausalzusammenhänge teleologisch-kreative Zielverfolgungen Berücksichtigung finden würden (vgl. Peukert 1998, 18ff.). Wie Peukert jedoch an dieser Stelle auch zugesteht, wird diese Haltung innerhalb der Österreichischen Schule durchaus nicht geschlossen vertreten. Insbesondere in ihrer Grundlegung durch Carl Menger dominiert der Erklärensansatz, und ob der Verstehensansatz in den Arbeiten der eben Genannten wirklich ausgeprägt ist, müsste erst noch gezeigt werden. Wenn Peukert später eine „klar konturierte Schule“ der Österreicher neben dem Wertkonzept ausgerechnet in einer nicht-neoklassischen Methodologie festmacht, die sie „in wesentlichen Teilen als komplementär zur historischen Schule“ ausweise (ebd., 119), bedarf das schon die Bereitschaft zur Einnahme einer sehr spezifischen Perspektive. Bei Peukert ist sie durch seine der Österreichischen Schule und der Historischen Schule gemeinsam unterstellte Ablehnung eines „modernistischen“ Wissenschaftsverständnisses anvisiert. Diese Vermutung erscheint zunächst plausibel angesichts der durch Peukert zitierten „zehn Gebote“ eines modernistisch-neoinstitutionentheoretischen Wissenschaftsverständnisses, wie es in den 80er Jahren in kritischer Absicht gegenüber dieser „offiziellen Methodologie“ durch D. N. McCloskey formuliert wurde, in dem Merkmale wie Messbarkeit, „objektive“ Beobachtbarkeit durch reproduzierbare Experimente, Mathematisierbarkeit, Zurückweisung metaphysischer Betrachtungsweisen und dergleichen mehr als unverzichtbar enthalten sind (vgl. ebd., 15f.). Aber hier liegt natürlich nicht nur eine sehr weit hergeholte, die moderne Ökonomik pauschal charakterisierende Einordnung vor, über die vielleicht auch nicht jeder so fixierte anderweitige Neoklassiker glücklich wäre,8 sondern die Tiefen des wissenschaftstheoretischen Grundes, die Peukert damit auszuloten anstrebt, betreffen ja ebenfalls nur einen Punkt, den es zu beachten gilt, wenn das Verhältnis der Österreichischen Schule zur Neoklassik erhellt werden soll.

Falsche Feinde und unechte Freunde

Die von New Austrians exhibitionistisch zur Schau gestellte Haltung zur Neoklassik muss daher auch weiterhin als ambiguos befunden werden und rechtfertigt kaum die Einschätzung, dass der neoklassische Mainstream jenseits der Selbstbekundungen der NASE pauschal als echter Feind betrachtet werden darf – wie auch, wo sie ihm selbst doch nachweislich wesentliche Bausteine zum mikroökonomischen Fundament geliefert hat, deren Wegfall die gesamte Mikroökonomie zu einem Umbau zwingen würde!
Auch die Kriterien, die durch New Austrians wie Murray Rothbard und Jesús Huerta de Soto vorgeschlagen werden, treffen im Kern in mehreren Punkten nicht die Abgrenzung zur Neoklassik. Merkmale wie die Berücksichtigung der eben zitierten handlungstheoretischen Aspekte, eine veränderte Sicht des ökonomischen Menschenbildes, die Anerkennung der Unvollständigkeit des Wissens und der Unvollkommenheit von Informationen u.a. haben die Neoklassik längst erreicht. Auch die ansatzweise Hinwendung zu evolutorischem Denken und damit die Relativierung statischer Gleichgewichte9 ist in den neoklassischen Mainstream vorgedrungen.

Ein Unterschied zwischen Neoklassik und Österreichischer Schule wird beispielsweise (Holl 2004) auch dadurch konstruiert, dass die ihnen gemeinsame subjektive Wertlehre einen unterschiedlichen Zweck zugeordnet bekommt. Während der neoklassische Ansatz walrasianischer und marshallianischer Prägung keine kausale Erklärung der Preise beanspruchen könne, da er Preise als Gleichgewichtslösungen unter den idealen Bedingungen effizienter Ressourcenallokation bestimme, sei der österreichische Ansatz ein spezifisch hermeneutischer Ansatz im Sinne des Versuchs, die Bedeutung von Preisen zu verstehen. In der Konsequenz generiere die Österreichische Schule ein anderes Verständnis der Wirtschaftstheorie als es die Neoklassik besitze. Während letztere im Wesentlichen auf eine Entscheidungs- oder Wahlhandlungstheorie hinauslaufe, sei erstere eine Theorie des Handelns (vgl. Holl 2004, 44). Dass diese Sichtweise nicht durchgängig für die Österreichische Schule zutrifft, kann anhand der unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Menger und von Mises nachvollzogen werden.

Unmissverständliche Übereinstimmungen zwischen Neoklassik und Österreichern gibt es ebenfalls in der Annahme stabiler institutioneller Arrangements zur Selbstregulierung von Märkten. Der markante Punkt der Interventionsfreiheit der Märkte wird daher von den marktliberalen Austrians auch lieber zur zusätzlichen Abgrenzung zum Keynesianismus als einer ebenfalls als Mainstream kritisierten Theorievariante benutzt. Tatsächlich lässt sich die keynesianische Strömung als ein Hauptgegner herausstellen, gegen den schon manche Schlacht geschlagen und verloren wurde.10 Es bedarf angesichts der dabei zugefügten Wunden kaum eines zusätzlichen Beleges für die Tatsache, dass die Haltung der NASE auch zum Keynesianismus ablehnend geblieben ist. Doch muss Berücksichtigung finden, dass letzterer durch die Wandlungen im Rahmen der neoklassischen Synthese eine Ausprägung bekommen hat, in der die originären Ideen von Keynes keine voll-adäquate Widerspiegelung gefunden haben. Vielmehr ist mit der Interpretation durch John Hicks (1937), Alvin Hansen (1953) und Paul Samuelson (1948) ein Mix entstanden, dessen Etikettierung als Keynesianismus trügerisch ist.11

Der interessante Versuch, zwischen Hayek und Keynes Gemeinsamkeiten zu finden, ist aber durchaus kein Einzelfall. Selbst der Keynes-Biograph und Ökonom Robert Skidelsky ist der Meinung, dass die Krisenerklärungen von Keynes und Hayek gar nicht so unterschiedlich seien, denn beide würden zentral an der Überschuldung ansetzen und nur unterschiedliche Schlussfolgerungen ziehen (vgl. Skidelsky 2011, 2). Im März 2009 überraschte der Präsident der neoliberalen Mont Pèlerin Society das Auditorium einer Tagung mit der Feststellung, dass sich die Positionen von Hayek und Keynes letztlich doch angenähert hätten, und zwar in dem Punkt, dass eine staatliche Konjunkturpolitik notwendig sei, wenn ein zyklischer Abschwung in die Rezession abzugleiten drohe. Die Pointe verrät, wie er sich die Annäherung vorgestellt hat, nämlich als Einbahnstraße: „Keynes was not a Keynesian.“ (Lal 2009, 5).12

Für den Fall, dass derartige Überzeugungsarbeit nicht fruchtet, sind die einfallsreichen Austrians gewappnet, nämlich durch die Erinnerung, dass ideologisch gestützte Argumente eine besondere potentielle Wirkungskraft entfalten können. Der reißerisch als Videoclip inszenierte Boxkampf zwischen Hayek und Keynes13 ist unter diesem Blickwinkel viel mehr als nur die Darstellung eines Knock-Out mit gefühlt ungerechter Entscheidung des Ringrichters, die die Zahl der Clicks hochtreiben soll; er verrät in unbeabsichtigter Weise auch, was hier auf der Strecke bleibt. Ein zum Boxkampf stilisiertes Wortgefecht, bei dem beide Seiten um die Anerkennung der Expertenjury buhlen, gleicht eben nur oberflächlich einem geistigen Disput. Aus der Sicht der Wissenschaft macht es dagegen einen entscheidenden Unterschied, ob man eine Theorie hinsichtlich ihrer mehr oder weniger schlüssigen wirtschaftspolitischen Implikationen oder hinsichtlich ihrer internen logischen Struktur beurteilt.

Konsequenzen

Distanziert sich der Austrianismus von der Neoklassik und zieht er pauschal gegen den Neokeynesianismus zu Felde, schlägt er zum Teil auf sein eigenes Erbe ein. Diese bizarre Situation muss nicht zwangsläufig folgenlos für die eigene theoretische Positionierung geblieben sein. Denn ebenso, wie für den Neokeynesianismus konstatiert wurde, dass er in seiner spezifischen Gestalt der von Hicks ihren Ausgang nehmenden neoklassischen Synthese ein „Bastard-Keynesianismus“14 sei, könnte ja auch der Austrianismus eine ähnliche Bedeutungsverschiebung durchgemacht haben. Ein derartiger „Bastard-Austrianismus“ würde sich beispielsweise steinbruchartig bestimmter Brocken aus der Österreichischen Theorie bedienen, um sie als Module in Theorien einzufügen, die insgesamt dann alles andere als originär „österreichisch“ sind. Durch ungeschickt zu Werke gegangenes eklektisches15 Laborieren sind möglicherweise vulgär-österreichische Deutungen entstanden. Diese Möglichkeit besteht vor allem dann, wenn die Einbeziehung von Theoriebruchstücken unkritisch erfolgt, was hier heißen soll, dass ihre eventuell bereits vorhandene kritische Reflexion nicht oder nur unzureichend zur Kenntnis genommen wird.

Die Hypothese einer Bastardierung der österreichischen Theorie ist letztlich jedoch nur unter der Bedingung sinnvoll, dass die Referenz zu einer mehr oder weniger deutlichen Orthodoxie tatsächlich gezogen werden kann. Was zeichnet die Österreichische Schule der Nationalökonomie als wissenschaftliche Schule aus?

Folgt man dem Forschungstraditionsansatz von Larry Laudan16, müssen begriffliche und theoretische Unstimmigkeiten einerseits wissenschaftlichen Fortschritt nicht ausschließen, andererseits können erfolgreiche Theorien auch falsch sein. Die Österreichische Schule der Nationalökonomie hat im Verlauf ihrer generationenreichen Entwicklung beides demonstriert. Darüber hinaus kann schon an dieser Stelle der Hinweis erfolgen, dass sich bereits für den Übergang von der ersten zur zweiten Generation abtrünnige Positionen und sogar Feindseligkeiten feststellen lassen, die es zumindest nicht erlauben, im engeren Sinne von einer geschlossenen Schulengemeinschaft zu sprechen.

Die Österreichische Schule als Generationenprojekt

Die Österreichische Schule der Nationalökonomie ist theoriehistorisch bisher so aufgearbeitet worden, dass man ihr fünf, bisweilen sogar mehr Generationen zuschreibt. Während die ersten vier Generationen relativ gut abgegrenzt werden können, sollen die nachfolgenden hier als 5plus-Generation zusammengefasst werden. Trotz aller Bekenntnisse zur Tradition, wird sich zeigen, wie selektiv die österreichische Theorie innerhalb der 5plus-Generation wahrgenommen und verarbeitet wird. Gleichwohl sind aber nicht erst innerhalb ihres Rahmens die Weichen für jene Entwicklungen gestellt, die als schleichende Aushöhlung, aber auch bewusste Veränderung der Kernideen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Platz gegriffen haben. Die oben aufgestellte Hypothese von der Bastardierung ist dementsprechend unter Rückgriff auf die Veränderungen in den Entwicklungsphasen während der verschiedenen Generationen zu belegen.

Die erste Generation

Carl Menger (1840-1921) wurde mit seiner Schrift „Grundsätze der Volkswirtschaftslehre“ aus dem Jahr 1871 zum Begründer einer neuen Denkrichtung, die zugleich einen Bruch mit der bis dahin klassisch-reformerischen Tradition der österreichischen Nationalökonomie darstellt.17 Menger konzipierte eine ökonomische Theorie, in der drei Merkmale hervorstechen: (i) der Subjektivismus, (ii) das Nutzenprinzip und (iii) das nicht-mathematisch formulierte Marginalprinzip (vgl. Brandt 1993, 296).
Obwohl keines dieser Elemente zu jener Zeit für sich genommen neu ist,18 stellt ihre Kombination eine Innovation dar, nämlich die österreichische Variante der Grenznutzentheorie. Mengers subjektive Wertlehre, deren Wurzeln sich nicht nur, wie allgemein bekannt, in den Gossen’schen Gesetzen, sondern nach Milford (1997, 2008) schon bei dem deutschen Juristen Gottlieb Hufeland (1807) auffinden lassen,19 geht von einer theoretischen Grundannahme aus, nach der die relativen Preise das nichtintendierte Resultat von intendiert-wertendem Handeln der Individuen darstellen (Milford 2006, 319). Später wird eben diese Prämisse von Hayek konzeptionell ausgearbeitet werden.

Die Ideen Carl Mengers trafen auf ein breites Echo. Etliche derjenigen, die zum Teil als seine Schüler eingeordnet werden, waren tatsächlich Verbündete im Geist, aber durchaus nicht unkritische Epigonen. Zu ihnen zählen neben einigen Kollegen vor allem diejenigen, deren akademische Laufbahn er zu ebnen half.

Emil Sax (1845-1927) darf als ein zeitgenössischer Unterstützer für Mengers Intention eines Erneuerungsprozesses der Nationalökonomie gelten. Die Distanz zur nahtlos sich herausbildenden zweiten Generation der Österreichischen Schule zeigt sich vor allem in seinen späteren Schriften. Sax stimmte hier definitiv nicht mehr mit der Zurechnungslehre von Wieser überein, dessen Verdienst zur Werttheorie er 1887 zwar noch gelobt hatte, aber eben nur als Schaffung einer Art Urbild des Wertes in der isolierten Wirtschaft (vgl. Sax 1887, 250ff.). Auch mit der Kapitalzinstheorie von Böhm-Bawerk hat Sax sich ausführlich auseinandergesetzt, und er hielt sie für prinzipiell nicht haltbar. Er selbst hat sich mit der Ausarbeitung einer Steuerlehre verdient gemacht. In dem seine Steuerlehre darlegenden Werk „Grundlegung der theoretischen Staatswirtschaft“ (1887) wandte Sax die subjektive Wertlehre als erster auf Kollektivgüter an, ohne auf solche Begriffe wie Nutzen oder Grenznutzen zurückzugreifen. Sax’ ökonomische Lehre hat Facetten, die zu den Auffassungen der New Austrians teilweise disjunkt sind. Dazu zählt sicher sein Staatsverständnis, das weder auf Liberalismus noch auf Minimalstaat festgelegt ist.

Aus der großen Schar der mit Mengers Unterstützung Habiliterten sind neben Eugen von Böhm-Bawerk (1851-1914) und Friedrich von Wieser (1851-1926) auch Robert Meyer (1855-1914), Gustav Gross (1856-1935), Eugen Philippovich (1888-1917), Viktor Mataja (1857-1934), Robert Zuckerkandl (1856-1926) und Johann von Komorzynski (1843-1911) besonders erwähnenswert. Sie haben, wenn auch in sehr verschiedener Art und Weise, zur theoretischen Vielfalt der Österreichischen Schule beigetragen.20

Vorläufig lässt sich festhalten, dass die Breite der Auffassungen schon innerhalb der ersten und im Übergang zur zweiten Generation der Österreichischen Schule größer war, als es später der enge Bezug auf die Hauptvertreter der nachfolgenden Generationen vermuten lässt. Bereits an dieser Stelle wird also klar, dass, da es keine geschlossene Österreichische Schule im engeren Sinne gibt, auch kein umfassend gleichförmiger Bezug der New Austrians auf ihre Wurzeln möglich ist, ohne die eine oder andere – wissentlich oder unwissentlich – zu verleugnen. Tatsächlich wird von ihnen eine Selektion, die letztlich lediglich Mises und Hayek gelten lässt, jedoch bewusst vorgenommen. Damit werden bereits spezielle Pfade betreten, die keine Verallgemeinerung im Sinne eines homogenen Theoriegebäudes der Österreichischen Schule mehr zulassen.21

Die zweite Generation

Im Zentrum der zweiten Generation stehen unstrittig Friedrich von Wieser und Eugen von Böhm-Bawerk. Beide waren zwar keine direkten Schüler (Studenten) von Menger, aber die in diesem Fall besonders stark wirkende Anziehungskraft seiner Theorie sowie seine Mentorenschaft für ihren wissenschaftlichen Weg sind hinreichende Kriterien dafür, sie als echte Nachfolger zu betrachten. Sowohl Wieser als auch Böhm-Bawerk schöpfen ihre Ideen aus dem Menger’schen Ansatz. Wie echte Schüler, die nicht nur Epigonen sind, verarbeiten sie diesen kritisch. Dabei tauchen allerdings auch Elemente auf, die die Idee einer – an dieser Stelle der Analyse schon nur noch als fiktiv angenommenen – Einheit der Österreichischen Schule der Nationalökonomie noch unplausibler erscheinen lassen.

Sowohl Wieser als auch Böhm-Bawerk greifen das von Menger diskutierte Zurechnungsproblem auf. Dieses betrifft die Zurechnung der Wertanteile des Produktes auf seine Produktionsfaktoren. Menger war das Problem so angegangen, dass er zwischen Gütern unterschiedlicher Ordnung unterschieden hatte, wobei die Ordnungsstufe umso höher ist, je größer die Anzahl der durchlaufenen Produktionsstufen ist. Zwischenprodukte sind demnach unfertige Güter, die auf noch zu durchlaufenden Produktionsstufen dazu beitragen, dass auf der Endstufe ein fertiges Gebrauchsgut, ein „Gut erster Ordnung“ entsteht. Zweifellos tragen die Güter 2., 3. usw. Ordnung zum Wert des Gutes 1. Ordnung bei, aber welchen Wert haben sie selbst? Der Wert von Gütern höherer Ordnung wird nach Menger aus dem Wert der Güter niederer Ordnung in Art einer Zurechnung ihres Anteils zur Wertschaffung abgeleitet. Wieser vermag sich weder mit der Lösung Mengers noch mit der daran anknüpfenden von Böhm-Bawerk vollständig anzufreunden. Obwohl er beide lobend im Hinblick auf das gestellte Problem erwähnt, schätzt er ihre Lösungen letztlich für fehlerbehaftet und schwach ein (vgl. Wieser 1889, 84ff.). Auch Wiesers soziologisch geprägte Ansichten passen nicht in das Bild vom liberalen Austrian, wenn er bezweifelt, dass die Menschen ihrer Natur nach frei sind. Interventionen des Staates hält er durchaus für notwendig. Ein derartiges Urteil passt natürlich nicht in den Mythos vom durchgängigen Liberalismus der Österreichischen Schule. Hayek hat dies noch sehen können, wenn er, wenn auch nur zögerlich, eine diesbezügliche Spaltung schon für die zweite Generation konzediert hat, als er „Mises’ Rückkehr zum klassischen Liberalismus“ dem „Fabianismus“ von Wieser vorzieht (vgl. Hayek 1978, IV). Auf der anderen Seite hat dies auch dazu geführt, dass Wieser von den New Austrians viel weniger häufig als geistige Quelle genannt wird als Böhm-Bawerk, obwohl er zum Lehrer vieler Vertreter der dritten und der vierten Generation der Österreichischen Schule wurde.

Eugen von Böhm-Bawerk, der durch seine Kapital- und Zinstheorie berühmt wurde, hat nachdrücklichen Wert auf die Berücksichtigung der Zeit für die Produktion von Gütern gelegt. Auf dieser Grundlage unterscheidet er die kapitallose von der kapitalistischen Produktion. Für Böhm-Bawerk (1884 und 1889) überwiegt in der kapitalistischen Produktion trotz des Zeitopfers eindeutig der Vorteil.22 Das Konzept der durchschnittlichen Produktionsperiode von Böhm-Bawerk war wie seine Zinstheorie bereits rasch umstritten. Spätestens die Reswitching-Debatte hat gegen Böhm-Bawerk entschieden (Schefold 1991, 40f.) – ein Fakt, der in der Wahrnehmung der New Austrians nur auf sehr bizarre Weise angekommen ist, da sie sich ja nicht mit der Neoklassik, die hier als unterlegener Part in der kapitaltheoretischen Kontroverse gemeint ist, identifizieren wollen. So bezichtigt beispielsweise Huerta de Soto (2006, 574, Fn.91) den Dogmenhistoriker Mark Blaug, das Reswitching-Phänomen fälschlicherweise als „the final nail in the coffin of the Austrian theory of Capital“ bezeichnet zu haben.23 Im Gegenteil sei die österreichische Kapitaltheorie immun gegen die Angriffe der Reswitching-Theoretiker und durch die Ergebnisse der Debatte sogar gestärkt worden. Als vermeintliche Belege werden die New Austrians Ludwig M. Lachmann (1976) und Israel Kirzner (1996) herangezogen. Kirzner kündigt in der Einleitung die Rehabilitierung der österreichischen Theorie dadurch an, dass er den Mises’schen Ansatz gegen die Kapitaltheorie von Böhm-Bawerk und damit auch Hayeks Ansatz ausspielt:

„In the course of the Cambridge debate it was the reswitching and capital reversal paradox which cast the deepest shadow upon the mainstream neoclassical theory of distribution. Yet, as we shall see, these paradoxes present no problem at all for the explanation of interest contained in the Misesian theory of capital and interest.” (Kirzner 1996, 7)

Der hier angedeutete Fluchtweg aus dem Dilemma funktioniert natürlich nur dann, wenn man zuvor die österreichische Kapitaltheorie in einem bestimmten Licht präsentiert:

„The Austrian (that is the Böhm-Bawerkian) roots of this neoclassical framework were to some extent recognized in that debate. What was not recognized at all was that that neoclassical ‘Austrian’ framework was by no means the only intellectual progeny of Böhm-Bawerk’s seminal work on capital and interest.” (Ebd., 2)

Kirzner meint mit der neoklassisch eingefärbten Kapital- und Zinstheorie die Weiterführung durch Irving Fisher und nicht den an Böhm-Bawerk sehr wohl anknüpfenden Ansatz von Mises. Da er aber nicht wirklich überzeugen kann, dass es die „radikal-subjektivistischen Aspekte“ in Mises’ Ansatz sind, die eine Lösung für das Problem liefern und die öster-reichische Theorie „unverwundbar“ gegenüber der Cambridge (UK)-Kritik machen (ebd., 7), hätte Huerta de Soto vor seinem euphorischen Urteil vielleicht den Kommentar eines vorsichtigeren Austrians zur Kenntnis nehmen sollen. Der Herausgeber der Mises Review, David Gordon, urteilt über Kirzners Position zum Reswitching weniger begeistert:

„If Kirzner is right, neo-Ricardians can no longer claim that the Austrian view fails because lower interest may lead to a shorter production technique. But neither can Austrians claim that lower interest always leads to more roundabout methods of production. Kirzner’s point, if valid, tells against both Sraffa and Mises. ‘Unreconstructed’ Austrians should not rush uncritically to umbrace it.” (Gordon 1997)24

Die dritte Generation

Nachdem Eugen von Böhm-Bawerk bereits vor Ausbruch, sowie Eugen von Philippovich während des ersten Weltkrieges verstorben waren, und schließlich Friedrich von Wieser 1922 emeritiert wurde, trat wissenschaftspolitisch ein gewisser Bruch bei der Besetzung der Wiener Lehrstühle ein, der die bisher wenigstens in Ansätzen vorhandene Kontinuität der subjektiven Nutzentheorie nicht mehr fortsetzte. Nicht Ludwig von Mises oder Joseph Alois Schumpeter, die eine Kontinuität als „logische Nachfolger“ (Müller 2004, 239) wohl hätten einlösen können, kamen zum Zuge, sondern mit Carl Grünberg, Othmar Spann und Hans Mayer dominierten drei Gelehrte den volkswirtschaftlichen Bereich der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät, die aus verschiedenen Gründen inhaltlich kaum der Österreichischen Schule der Nationalökonomie in ihrer bis heute existierenden austroliberalen Ausrichtung zugeordnet werden können.25

Hinzu kommt, dass durch von Mises und von Hayek das Erbe der zweiten Generation Böhm-Bawerk-lastig verwaltet wird. Zwar ist die über Mayer führende Wieser-Linie nicht vollends versandet, aber sie wird, gemessen an den Leistungen, die auf ihrer Basis reiften, in der Literatur selten genug thematisiert. Einige der Vertreter der Wieser-Linie, nämlich Assistenten von Mayer, haben es in der vierten Generation der Österreichischen Schule gleichwohl zu Rang und Namen gebracht. Zu nennen wären neben Oskar Morgenstern auch Alexander Gerschenkron, Alexander Mahr und Paul N. Rosenstein-Rodan. Vgl. ausführlich dazu Quaas 1913a.

Da Schumpeter sich auf Grund der Eigen- und der Fremdeinschätzung der Österreichischen Schule nur schwerlich zurechnen lässt – was nicht heißt, dass er nicht wenigstens formal oft in die dritte Generation eingeordnet wird –, bleibt als wichtigster Repräsentant dieser Periode Ludwig Mises übrig.

Ludwig von Mises arbeitete in den verschiedenen Phasen seines Lebens zu ganz unterschiedlichen Themen, die von der Methodologie über die Sozialismuskritik zur Organisationsforschung und Handlungstheorie sowie Geld- und Konjunkturtheorie reichen. Besonderes letztere wird im Zuge der Neubesinnung auf die Österreichische Schule wieder gern zitiert und in einem Atemzug mit der Geld- und Konjunkturlehre von Hayek als beispielhaft erachtet. An der Universität Wien wurde Mises im Jahr 1918 zum außerplanmäßigen Professor ernannt, doch die stärkste Wirkung erzielte er in einer außeruniversitären Veranstaltung, nämlich seinem berühmten Privatseminar. Über dieses in seinem Arbeitszimmer in der Wiener Handels- und Gewerbekammer zweiwöchentlich stattfindende Seminar sagte Mises selbst, dass es, obwohl ihm „keinerlei offizielle Bedeutung oder Funktion“ zukam, ein Ort war, an dem die Jüngere Österreichische Schule „lebte“, aber nicht im Sinne einer Sekte agierte. Die Teilnehmer dieses Kreises hätten sich in ihrem gemeinsamen Streben, die Wissenschaften vom menschlichen Handeln aufzubauen, mehr durch Widerspruch als durch Zustimmung gefördert (vgl. Mises 1978, 64.) Ob dies tatsächlich das gemeinsame Wissenschaftsprogramm war oder ob Mises hier einem Pars-pro-toto-Fehlschluss erliegt, sei dahin gestellt. Die späte Frucht dieses Programms, Mises’ Werke „Nationalökonomie“ (1940) und die umfassend erweiterte englische Fassung „Human Action“ (1949) sind gerade ein Beleg für das Gegenteil, denn kaum jemand aus dem Kreis des Mises-Seminars vermochte sich für die darin entworfene Handlungstheorie zu begeistern – im Gegensatz zum großen Erfolg, den „Human Action“ in den Vereinigten Staaten für Mises brachte.26

Für die in „Human Action“ entwickelte Handlungstheorie findet Mises den Begriff „Praxeologie“. Neben den Merkmalen eines extrem herausgestellten methodologischen Individualismus und der Forderung nach Wertfreiheit ist die Zurückweisung der empirischen Prüfbarkeit zugunsten axiomatischen Schließens die Haupteigenschaft dieses Ansatzes. Apriorisch ist dieser also insofern, als Empirie keine Rolle für die Überprüfung der praxeologisch erworbenen Erkenntnisse spielt. Logisches Denken und verbale Urteile sind nach Mises die einzigen Mittel zur Aufdeckung von Fehlern in der logischen Aufstellung der grundlegenden Axiome. Dies heißt nichts anderes, als dass das auf introspektive Weise gewonnene Grundaxiom – alles Handeln ist zweckgeleitet – und die daraus abgeleiteten Kategorien für wahr gehalten werden dürfen, wenn sie logisch stringent sind. Der Aufbau der ökonomischen Wissenschaft soll rein axiomatisch geleistet werden. Die brüske Ablehnung jeder Form von Empirismus, die Mises dabei auf die Spitze treibt, hat ihre Wurzeln bereits in seiner negativen Haltung gegenüber dem Historismus in der Nationalökonomie und dem logischen Empirismus des Wiener Kreises, von dessen Mitgliedern ihm besonders Otto Neurath, den er aus dem Seminar von Böhm-Bawerk kannte, ein Dorn im Auge war, auch, weil dieser offen für Sozialisierungsprogramme eintrat. Neurath war im Wiener Kreis der schärfste Kritiker der Metaphysik, wozu auch Theorien einer empirischen Disziplin gehören, die als a priori gültig behauptet werden.

Die vierte Generation

Die vierte Generation der Österreichischen Schule der Nationalökonomie zeigt bereits deutliche Anzeichen ihrer Zersplitterung. Zum einen setzte auf Grund der politischen Lage in den 30er Jahren ein teils freiwilliger, teils erzwungener Exodus von Wissenschaftlern in die USA ein, zum anderen differenzierten sich auch die wissenschaftlichen Gegenstände immer stärker aus.

Gottfried Haberler lehrte wie Hayek an der London School of Economics. Doch insbesondere in den USA fanden seine wissenschaftlichen Ideen breite Resonanz und führten im Jahre 1937 zu einem Ruf an die Harvard University. Dort lehrte er bis 1971. Haberler hatte – anders als die an Mises orientierten New Austrians – keinerlei Berührungsängste gegenüber der Mathematik. Bereits 1927 veröffentlichte er ein Werk über das Problem, wie man Indexzahlen, insbesondere für das allgemeine Preisniveau anwenden kann. In Auseinandersetzung mit den unterschiedlich gewichteten Formeln von Laspeyres, Paasche und Fisher bezeichnet er das volkswirtschaftliche Preisniveau als „statistischen Zufall“. Unabhängig davon, dass Haberler sich dabei nicht um das Verdikt von Mises und Hayek gegenüber makroökonomischen Größen kümmert, ist dieser Ansatz auch folgenreich für weitere Überlegungen. Haberler baut darauf nämlich seine Überlegungen zur Währungspolitik auf, in denen er sich als entschiedener Gegner des Goldstandards beweist (vgl. Haber 2006, 166). Damit dürfte sich Haberler für einen Großteil der New Austrians bereits desavouiert haben. Dass er dann in seinem Werk Prosperity and Depression (Haberler 1937) eine zu Mises und Hayek alternative Krisentheorie entwirft, die „eine Brücke zwischen den Konjunkturtheorien vor Keynes und der keynesianischen Konjunkturtheorie“ (Pfahler 2006, 167) schlägt, versöhnt die New Austrians wahrscheinlich kaum.

Fritz Machlup, der als der letzte direkte Schüler von Mises gilt, lehrte ab 1937 an der State University of New York in Buffalo, ab 1947 an der John Hopkins University in Baltimore und ab 1960 an der Princeton University. Sein Einfluss auf die amerikanische Wirtschaftspolitik der 50er Jahre soll groß gewesen sein. Unter anderem habe sein Buch „The Basing Point System: An Economic Analysis of a Controversal Pricing Practice“ Präsident Truman dazu bewogen, einen Gesetzesvorschlag zur Uniformierung des Preisgesetzes zu Fall zu bringen. Ab 1971 nahm er kurz vor seiner Emeritierung eine Professur an der New York University an und baute dort das Programm der Austrian Economics auf. Hier ist eine Orthodoxie zu Mises vorhanden, die die Brücke zu den New Austrians schlägt.

Oskar Morgenstern arbeitete am Österreichischen Institut für Konjunkturforschung bei Hayek und wurde nach dessen Weggang nach London zu seinem Nachfolger. Noch während seiner Wiener Zeit ging er zu Mises auf Distanz, dessen Apriorismus und Mathematik-Feindlichkeit seiner wissenschaftstheoretischen Grundhaltung deutlich widersprachen. Morgenstern emigrierte 1938 in die USA und lehrte an der Princeton University. Gemeinsam mit dem Mathematiker John von Neumann wurde er zum Begründer der Spieltheorie – und damit zu einem Repräsentanten der von den New Austrians wenig geschätzten Neoklassik.

Friedrich August von Hayek nimmt innerhalb der vierten Generation der Österreichischen Schule eine herausgehobene Stellung ein. Sein langes Forscherleben hat viele Spuren hinterlassen. Geld- und Konjunkturtheorie, die Auseinandersetzung mit dem Sozialismus, Ordnungstheorie und Evolutionsökonomik waren seine großen Themen. Sein liberales Vermächtnis hat der maßgebliche Mitbegründer der Mont Pèlerin Society mit dem mehrbändigen Werk „Recht, Gesetz und Freiheit“ hinterlassen. Im Kontext des Revivals der österreichischen Lehren interessiert der „frühe“ Hayek. Gemeint ist damit sein geld- und konjunkturtheoretischer Ansatz, der eine Schlüsselstellung für das Verständnis der Renaissance der Österreichischen Schule im Zuge der jüngsten Weltwirtschaftskrise einnimmt. Hayeks monetäre Überinvestitionstheorie steht im Zentrum der Überlegenheitsbehauptungen der New Austrians gegenüber anderen Ansätzen.

Angesichts der Tatsache, dass die vernichtende Kritik von Piero Sraffa an Hayeks Überinvestitionstheorie nichts von ihrer Schlagkraft verloren hat, denn sie konnte weder ernsthaft bestritten noch sinnvoll zurückgewiesen werden, zeugt es schon von einer stoischen Ignoranz, wenn diese durch New Austrians nicht oder nur unzureichend zur Kenntnis genommen wird. Sraffa (1932) zeigt gnadenlos auf, wie Hayek sein Ziel, den Einfluss des Geldes auf die Preisrelationen schlüssig darzustellen, nicht erreicht. Die Neutralität, die er vom Geld als Tauschmittel verlange, habe ihn nicht nur zu der Forderung verleitet, dass eine wünschenswerte Bankpolitik diese durch ein Konstanthalten der (mit der Umlaufgeschwindigkeit multiplizierten) Geldmenge zu gewährleisten habe, sondern darüber hinaus zu der nicht haltbaren Behauptung, dass diese Neutralität auch notwendig sei. Hayek, der diese Schlussfolgerung aus dem Vergleich der Geldwirtschaft mit einer Naturalwirtschaft gezogen hatte, in der Verzerrungen der relativen Preise nicht vorkommen, enge den Geldbegriff unzulässig ein. Wenn nämlich dem Geld keine andere Funktion zugedacht wird, als diejenige, Tauschmittel zu sein, dann handelt es sich nach Sraffa um „entmanntes Geld“ (emasculated money), das auf eine völlige Bedeutungslosigkeit herabgestuft wird, wenn es weder als Wertaufbewahrungsmittel noch als numéraire dienend gesehen wird. Auf diese Weise tauchen solche Phänomene wie Schulden, Geldverträge, Lohnübereinkünfte und starre Preise gar nicht erst auf. Sraffa bezweifelt im Resultat dieser folgenreichen Unterlassung Hayeks die Tauglichkeit seiner Beweisführung, denn diese basiert maßgeblich darauf, dass sich die Wirtschaft mit einem neutralen Geld letztlich nicht von einer Wirtschaft mit reinen Bartergeschäften unterscheidet. Hätte sich Hayek weniger von seiner Ablehnung eines allgemeinen Preisniveaus und der damit verbundenen Ablehnung jeglichen Wertbegriff des Geldes leiten lassen, hätte er wohl nicht so leicht „beweisen“ können, dass neutrales Geld Gleichgewichte nicht dauerhaft zerstören kann (Sraffa 1932, 43f.). Nach dieser grundsätzlichen Kritik weist Sraffa im Detail nach, wo Hayeks Argumentation nicht stringent ist.27

Die nach wie vor versuchte Verteidigung der Hayek’schen Überinvestitionstheorie kann den von Hayek selbst beigebrachten Argumenten nichts Wesentliches hinzufügen. Im Verlauf der nächsten beiden Jahrzehnte führte dies schleichend zu einer mehr oder weniger bewussten Positionierung, in deren Ergebnis die gesamte Austrian Business Cycle-Theorie schließlich in den Hintergrund des Interesses rückte und vorläufig durch Ansätze der Konjunktur- und Krisentheorie verdrängt wurde, die fruchtbarer erschienen. Die oft vorgetragene Äußerung, dass Hayek sich Anfang der 40er Jahre anderen Gegenständen als in seiner monetären Überinvestitionstheorie zuwandte, findet ihre Grundlage daher nicht nur in der keynesianischen Revolution samt ihrer wirtschaftspolitischen Implikationen nach dem Erscheinen der General Theory im Jahre 1936, sondern sie ist auch in der nicht zu verschweigenden Tatsache eines lädierten wissenschaftlichen Entwurfs, dessen Instandsetzung Hayek trotz einiger Mühen – immerhin hat er nach Preise und Produktion noch weitere zehn Arbeiten zum Thema veröffentlicht – nicht gelingen wollte. Die Behauptung, dass dieser Entwurf nur noch von theoriehistorischem Interesse ist, wäre sicher nicht übertrieben, wenn sich nicht die nachfolgende Generation der Austrians um seine Pflege bemüht hätte. Die Bastardierung nimmt hier eine neue Form an. Zwar bemüht man sich um Authentizität der Theorie, nur ist letztere bedauerlicherweise fehlerhaft.

Die 5plus-Generation

Das Erbe der Österreichischen Schule ist im Anschluss an die vierte Generation nirgendwo so sichtbar geworden wie in den Vereinigten Staaten. Die amerikanischen New Austrians sind vor allem aus dem Schülerkreis hervorgegangen, den Mises nach einigen Anlaufschwierigkeiten in New York erneut aufbauen konnte. Zu diesen ersten Vertretern der 5plus-Generation gehören Israel M. Kirzner, Hans F. Sennholz und vor allem Murray N. Rothbard. Methodologischer Individualismus, Marktprozesse und das Verhältnis von Markt und Staat bildeten die bevorzugten Themen. Die staatskritische Haltung von Mises wird im Weiteren nicht nur als eine manifeste Basis für die ideologische Grundhaltung der Libertarians benutzt, sondern von einigen Vertretern in einer Weise radikalisiert, durch die eine starke Heterogenität der New Austrians entstanden ist, die sich mit der Unterscheidung in Misesianer und Hayekianer nur ansatzweise einfangen lässt. Der als anarchokapitalistisch-radikale Strömung herausgebildete Rothbardismus ist eine Kernströmung der New Austrians mit umfassender medialer Wirkungsbreite.

Hayek, der ab 1949 in Chicago lehrte, hatte sich in dieser Zeit bereits Themen zugewandt, die in ihrem Kern nicht mehr ökonomisch, sondern sozial- und rechtsphilosophisch waren. Aus seiner Zeit an der LSE sind Ludwig Lachmann (1906-1990) und George L.S. Shackle (1903-1992) als „ökonomische“ Hayek-Schüler hervorgegangen. Lachmann lehrte in Südafrika, hatte aber durch seine Schriften und eine Gastprofessur an der George Mason University großen Einfluss auf die Entwicklung der NASE in den USA.28 Shackle, der sich auch von Keynes und Myrdal beeinflusst fühlte, ist innerhalb der Gruppe der New Austrians umstritten geblieben. Der Ansatz des methodologischen Individualismus findet sich in allen seinen Schriften wieder. Phänomene wie Ungewissheit, Nichtwissen und unsichere Erwartungen haben seine Arbeiten geprägt und die moderne Ökonomik orthodoxer wie heterodoxer Strömungen bereichert.

Die Ausstrahlung der New Austrians auf Europa hat Großbritannien, die Niederlande, Italien, Frankreich, Spanien und Tschechien institutionell erreicht, wo es inzwischen Lehrstühle für „österreichische Theorie“ gibt. Schulak und Unterköfler (2010, 197) halten die Deutschsprachigen (aber nicht in deutschsprachigen Ländern Lehrenden) Hans Hermann Hoppe und Jörg Guido Hülsmann sowie den Spanier Jesús Huerta de Soto für die führenden Vertreter der Austrian School of Economics in Europa. Aber auch hier macht sich eine Spreizung der Ansichten breit, die zeigt, dass von einer einheitlichen Schule kaum die Rede sein kann.29 Einerseits ist in der grundsätzlich libertären Ausrichtung der New Austrians vieles von dem verschwunden, was die ersten Generationen an weltanschaulicher Ansicht und theoretischer Erkenntnis in die Schule eingebracht haben. Darüber hinaus hat im „internen“ Prioritätenkampf zwischen Misesianern und Hayekianern eine vor allem von ersteren provozierte Schärfe Einzug gehalten, die den Grad ihrer Heterogenität nur noch deutlicher hervortreten lässt. Misesianer intendieren, mit dem „Mythos Friedrich August von Hayek“ (Hoppe 2013) aufzuräumen. Etliche der Argumente nehmen Schlammschlachtcharakter an. So z.B., wenn Mises’ cholerischer Ausfall gegen die Gesinnungsgenossen in der Mont Pèlerin Society – unter ihnen Friedman und Hayek – nicht mehr lediglich augenzwinkernd-genüsslich zitiert wird,30 sondern allen Ernstes behauptet wird, Hayek habe sich unter der radikalliberalen Schale als „weicher Linker“, als Sozialdemokrat entpuppt (Hoppe 2013). Auf der intellektuellen Ebene wird Hayek verächtlich gemacht, indem man nicht etwa bei den logischen Fehlern seiner Theorie ansetzt, sondern sein opus magnum „Die Verfassung der Freiheit“ attackiert, indem man auf entsprechende Vorlagen gegen den „staatlich approbierten Systemkritiker Hayek“ (Hoppe 2013) zurückgreift. Murray Rothbard hatte 1959 dessen Werk in einer Rezension für die liberale Stiftung William Volker Fund wie folgt beurteilt:

„Friedrich August von Hayeks ‚Verfassung der Freiheit‘ ist, erstaunlicher- und erschütternderweise, ein extrem schlechtes, und, ich würde sogar sagen, übles Buch. […] Und jedes Versäumnis der ‚extremen Rechten‘ [gemeint ist laut Hoppe die marktliberale libertäre Rechte, F.Q.], das Buch mit der ganzen Vehemenz anzugreifen, die es verdient, wird darum aufgrund Hayeks großer Prominenz in der intellektuellen Welt der ‚rechten Sache‘, die wir alle wertschätzen, unermesslichen Schaden zufügen.“ (So zitiert bei Hoppe 2013.)

Dieses und andere bisher unveröffentlichte Papiere Rothbards sind durch Roberta A. Modugno (2009) vom Mises Institute herausgegeben worden.31 Was darin enthalten ist und Hoppe verschweigt, ist eine zweite Äußerung von Rothbard zu Hayeks Werk. Als dieses nämlich erschienen war, hatte er seine Meinung geändert und das Buch „extremly important“ genannt. Im Band sind beide Meinungsäußerungen abgedruckt, die erste als „Confidential Memo to The Volker Fund on F.A. Hayek’s Constitution of Liberty“, die zweite als „Letter on The Constitution of Liberty by F.A. von Hayek“.

Die Hayekianer unter den New Austrians lassen sich auf derartige Grabenkämpfe eher zögerlich ein. Peter J. Boettke hat es als vertane Ressource angesehen, der Frage nachzugehen, ob Hayek Misesianer war oder nicht (Boettke 1999). Dennoch werden auch von ihm die Unterschiede thematisiert, wohl auch unter dem Eindruck eines zunehmenden Einflusses der Rothbardians.

„Rothbard, Block and Hoppe are foremost representatives of the individualistic and anarcho-capitalist camp of normative political economy, and they also are self-styled Austrian economists.” (Boettke 2011, 128)

Mit Rekurs auf Hayeks ordnungspolitische Implikationen und Seitenhieb auf die Rothbardianer wird ein positives Forschungsprogramm eingefordert:
„The positive political economy of anarchism follows as a research program naturally from this emphasis on spontaneous order one finds in the Austrian school. We cannot treat institutions as given, and we cannot treat state governmental capacity as either easily established or benign in operation. As a result, the research program of positive political economy of anarchism is empirical and possesses contemporary relevance.“ (Ebd., 136f.)

Das Festhalten an der mit der österreichischen Kapitaltheorie verbundenen Überinvestitionstheorie ist ein weiterer Punkt, der die Hayekianer von den Misesianern trennt. Wenn z.B. John P. Cochran (wie etliche andere) die Bedeutung der Hayek’schen Schriften zur Business Cycle Theory aus den 30er und 40er Jahren nicht genug in ihrer Bedeutung für die Erklärung gegenwärtiger Krisen loben kann (Cochran 2011), distanzieren sich Misesianer, weil sie nicht von der Kritik durch die Cambridge-Debatte(n) betroffen sein wollen.32

Im Gegenzug wird – ebenfalls mit Rekurs auf Kirzner – eine Tabuisierung des „Mises-Style“ intendiert, der, anders als der Hayek-Ansatz einer Verbindung zwischen Austrian microeconomics und Austrian macroeconomis im Wege stehe. Die auf dem Hayek’schen Dreieck basierende Theorie wird von Garrison (1997, 512) als Brückenbildner interpretiert. Er meint, dass Kirzners Essays diese Perspektive hergeben würden, allerdings um den Preis, dass der Anschluss an die subjektivistische Mises-Tradition verfehlt werde. Die Schlussfolgerung Garrisons ist ebenso aufschlussreich wie rücksichtslos:

„And so now it is time for our Mises-style taboo: No Austrian economist who takes his subjectivism seriously should draw a Hayekian triangle until he has read Professor Kirzner’s Essays! There is no inherent clash between the macroeconomic theorizing that the Hayekian triangles facilitate (including the Austrian theory of the business cycle) and the Kirznerian perspective that keeps the triangle adequately subjectivized. Quite to the contrary, it is precisely our understanding of the process that Professor Kirzner eliucidates, the ongoing attempts on the part of many entrepreneurs to carry out their individual multiperiod plans (as guided by market rates of interest or as misguided by the central bank’s rate of interest), that breathes subjectivist life into those otherwise meaningless triangles.“ (Garrison 1997, 513)

Diese Argumentation läuft zweifellos auf die Bestätigung der Legitimierung einer „österreichischen“ Makroökonomik hinaus, an der Garrison als einem ihrer Hauptvertreter gelegen sein muss.

„Austrian macroeconomics is not the oxymoron that some have long suspected it of being.“ (Ebd.)

Dass Hayek gerade in dem Werk, in dem er seine Dreiecke konstruiert hat, eine explizite Ablehnung makroökonomischer Größen demonstrierte (Hayek 1931, 4ff.), wird wohlweislich, aber verständlicherweise verschwiegen. Es ist paradox, die Funktionsmechanismen einer Volkswirtschaft rein mikroökonomisch erklären zu wollen, ein Kunststück, das Hayek mit seiner Überinvestitionstheorie jedenfalls nicht fertiggebracht hat. Abgesehen davon, dass die Konstruktion des Hayek’schen Dreiecks letztlich eine Fehlkonstruktion darstellt,33 hat es natürlich auf aggregierte und Durchschnittsgrößen zurückgegriffen. Die am Dreieck festhaltenden Hayekianer unter den New Austrians stehen in diesem Kontext vor einer gewissen Dilemmasituation: Entweder sie müssen Hayek nach probatem Muster vor sich selbst schützen – Hayek was not a Hayekian – oder die Tabuisierung von Mises läuft ins Leere.

Schlussbemerkungen

Es lässt sich festhalten: In dem Bereich, wo die Österreichische Schule tatsächlich ihre Tradition pflegen könnte, weil sie über Generationen hinweg mannigfaltige Erkenntnisse zur ökonomischen Lehre beitragen konnte, will sie das nicht, weil die jüngere Generation in Gestalt der New Austrians sich nicht oder nicht ausreichend damit identifizieren kann. Da, wo sie es will, erfolgen verengte und einseitige Sichtweisen, die den übergreifenden Merkmalen eines einheitlichen Schulencharakters nicht gerecht werden. Wahlverwandtschaften und Zuspitzungen verschiedener Couleur, die den ursprünglich „österreichischen Gedanken“ verleugnen oder karrikieren, spielen somit nolens volens einer Verfremdung des ursprünglichen österreichischen Ansatzes in die Hand, die die These einer Bastardierung stützt.

Dass der Gedanke einer einheitlichen Österreichischen Schule aufgegeben werden muss, bedeutet nicht, dass man sich zwangsläufig an eine neue Terminologie zu gewöhnen hat, jedenfalls dann nicht, wenn man den Schulbegriff nicht allzu eng fasst. Die systematische Betonung der Österreichischen Schule als Generationenprojekt, an dem viele einzelne Denker beteiligt waren und sind, ist bereits eine hilfreiche Konstruktion, um ihre Heterogenität stetig vor Augen zu haben, die in ihrem extremen Erscheinungsbild als Bastardierung auftritt.

Eine freundlichere Formulierung für dieses Phänomen kann man in der Analogie einer Begriffsbildung finden, die der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein vorgeschlagen hat. Während seiner Zeit in Cambridge hat Wittgenstein die Denkresultate vieler vorausgegangener Jahre in den 1945 zusammengestellten und 1953 in Oxford erschienenen „Philosophischen Überlegungen“ niedergelegt. Am Beispiel des abstrakten Begriffes „Spiel“ macht er deutlich, wie schwierig es ist, einen gemeinsamen Merkmalskomplex dessen, was man Spiel nennt, in den unterschiedlichen konkreten Spielen zu erkennen.

„Was ist allen diesen gemeinsam? – Sag nicht: ‚Es muß ihnen etwas gemeinsam sein, sonst hießen sie nicht >Spiele<‘ – sondern schau, ob ihnen allen etwas gemeinsam ist. – Denn, wenn du sie anschaust, wirst du zwar nicht etwas sehen, was allen gemeinsam wäre, aber du wirst Ähnlichkeiten, Verwandtschaften, sehen, und zwar eine ganze Reihe.“ (Wittgenstein 2003, 56f., Hervorhebungen im Orig.)

Wittgenstein findet für diese Ähnlichkeiten das Wort „Familienähnlichkeiten“ (ebd.). Wie bei einer hinreichend großen Familie findet man zwar kein Merkmal, dass alle Einzelindividuen innerhalb dieser Population teilen, aber übergreifende und sich überkreuzende verschiedene „Ähnlichkeiten, die zwischen den Gliedern einer Familie bestehen: Wuchs, Gesichtszüge, Augenfarbe, Gang, Temperament etc etc.“ (Ebd., 57f.)

Analog lassen sich für die an den verschiedenen, weiter oben vorgestellten definitorischen Charakteristiken der Österreichischen Schule solche partiell übergreifenden und sich überkreuzenden Merkmale feststellen.34 Um jedoch klarzustellen, dass es unwahrscheinlich ist, auch nur ein einziges Merkmal zu finden, dass ausnahmslos allen Angehörigen eigen ist, ist eine weitere Metapher hilfreich, die Wittgenstein für die Familienähnlichkeit am Beispiel des Begriffes der Zahl einsetzt.

„Und wir dehnen unseren Begriff der Zahl aus, wie wir beim Spinnen eines Fadens Faser an Faser drehen. Und die Stärke des Fadens liegt nicht darin, daß irgend eine Faser durch seine ganze Länge läuft, sondern daß viele Fäden einander übergreifen. Wenn aber Einer sagen wollte: ‚Also ist allen diesen Gebilden etwas gemeinsam – nämlich die Disjunktion aller dieser Gemeinsamkeiten‘ – so würde ich antworten: Hier spielst du nur mit einem Wort. Ebenso könnte man sagen: es läuft ein Etwas durch den ganzen Faden, – nämlich das lückenlose Übergreifen dieser Fasern.“ (Ebd., 58)

Die Kehrseite der Familienähnlichkeiten sind jene Merkmale, die zu einem bestimmten Zeitpunkt völlig neu auftreten und mit anderen Individuen der Population überhaupt nicht geteilt werden. Auch hierfür lassen sich Beispiele innerhalb der Österreichischen Schule finden. Die freundliche Interpretation lautet in diesem Fall, dass in evolutorischem Sinne Neuheit generiert wurde, die weniger freundliche identifiziert in den von allen betrachteten Merkmalen Distanzierten die waschechten „Kuckuckskinder“ der Forschungstradition. Werden die neuen Merkmale zum Markenzeichen gemacht, können sich ihre Protagonisten zwar von der mainstreambildenden Orthodoxie distanzieren, nur sind sie dann auch keine „Österreicher“ mehr.

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Anmerkungen

1 Vgl. die Angaben unter „http://www.hayek.de/index.php/allgemeine-informationen“, die auch einen Überblick über bereits installierte und geplante Hayek-Clubs geben, deren Leiter sich durch mehr oder weniger vorhandene Hayek-Expertise auszeichnen, aber sicher in der Lage sind, liberale Botschaften zielgerichtet zu transportieren.
2 Man denke nur an Oskar Morgenstern, der zur vierten Generation der Österreichischen Schule gehörte und nach seinem Weggang aus Wien, wo er bis 1938 der Nachfolger von Hayek als Direktor des Österreichischen Instituts für Konjunkturforschung war, gemeinsam mit dem Mathematiker John von Neumann zum Begründer der Spieltheorie wurde. Ihr 1944 in erster Auflage erschienenes gemeinsames Werk Theory of Games and Economic Behavior ist ein Beispiel für die Anwendung einer kardinalen Nutzenfunktion in einem Spiel unter Unsicherheit.
3 Ludwig von Mises hat jedenfalls bereits 1928 auf der Züricher Tagung des Vereins für Socialpolitik euphorisch verkündet, der österreichische Ansatz sei die Theorie des Geldes und der Konjunktur schlechthin (vgl. Klausinger 2005, 12). Zwar hat sich dies später keineswegs als zutreffend herausgestellt, aber ohne eine Modell – nämlich das des Gleichgewichts auf der Basis der Annahme eines natürlichen Zinses – wäre die österreichische Konjunkturtheorie gar nicht erst zur Formulierung gereift.
4 Die bekannte Scherenparabel Marshalls, nach der die kostenbestimmte Angebotskurve und die nutzendeterminierte Nachfragekurve wie die beiden Klingen einer Schere ineinander greifen, fügt der klassischen objektiven Wertlehre die nutzentheoretische subjektive Wertlehre zum Zwecke der Erklärung von Marktpreisen hinzu.
5 Der Begriff der ökonomischen Klassik wird nicht einheitlich gebraucht. Das betrifft sowohl die einzubeziehenden Wissenschaftler als auch die zeitliche Periodisierung. Vgl. dazu die theoriehistorisch untersetzte Begriffsanalyse von Alfred E. Ott und Harald Winkel (Ott/Winkel 1985, 36ff.). Je nachdem, wie eng oder weit man die Klassik fasst, gehört der Surplusansatz zur Klassik oder eben nicht. Während er die Grundlage für Ricardos Verteilungstheorie bildet, erfolgt zeitgleich bereits seine Verdrängung durch die Say’sche Produktionsfaktorentheorie.
6 Die subjektive Wertlehre der Grenznutzentheoretiker hat ihre Vorläufer nicht nur in Hermann Heinrich Gossen, sondern erste Ansätze reichen weit in die Vergangenheit zurück. Sicher ist es übertrieben, bereits Aristoteles zum Vater der Grenznutzentheorie zu machen (vgl. zur Kritik Schefold 1989, 51ff.), aber die doppelte Bestimmtheit eines verkaufsfähigen Gutes als Tauschwert und Gebrauchswert hat schon frühzeitig das Interesse auf nutzentheoretische Erklärungen gelegt. Beispiele gibt es in der ökonomischen Theoriegeschichte zu Hauf, wie etwa die frühscholastischen Denker, die italienischen Renaissancedenker oder die deutsche Gebrauchswertschule.
7 Acham (1998, 325f.) verwendet eine gelungene Metapher: „So wird man ja auch die Kontinuität der Merkmalsbestimmung von Bauwerken in der Architekturgeschichte nicht schon durch Hinweis auf die Tatsache als gegeben erachten, daß sie außer der Länge und der Breite auch noch eine Höhendimension haben, ferner Fenster, Türen und im Inneren Gänge und Räume.“
8 McCloskey bezieht sich in kritischer Absicht vor allem gegen die Chicago-School und mokiert sich darüber, dass zwar die Mehrzahl der Ökonomen diesen Voraussetzungskatalog modernistischer Methodologie akzeptieren würde, während für die meisten Philosophen der Modernismus längst als eine armselige und obsolete Methode abgehalftert hätte (vgl. McCloskey 1983, 485f.).
9 Beachtung sollte angesichts der von New Austrians behaupteten Aversion gegen das Gleichgewichtsdenken der Neoklassiker auch finden, dass der favorisierte Bezug auf Hayek in diesem Punkt nicht glücklich ist. Hayeks Schrift Preise und Produktion, das dafür gern herangezogen wird, basiert auf nichts anderem als der traditionellen Gleichgewichtstheorie. Der Bereich, in dem Hayek tatsächlich gegen das Gleichgewichtsdenken der Neoklassik wirkte, betrifft eher seine zeitlich späteren Beiträge zur Ordnungstheorie und evolutionären Ökonomik. Vgl. ausführlich dazu Quaas 20132.
10 Hayek hatte bereits in den 30er Jahren des 20 Jahrhunderts Mühe, seine Positionen gegen Keynes zu behaupten, obwohl er es war, der den ersten Zug im Duell zwischen beiden eröffnet hatte, nämlich mit einer sehr negativen Besprechung von Keynes‘ Treatise on Money. Hayeks von Joan Robinson eindrücklich beschriebenes Gastspiel im „Cambridge-Circus“ hat ihm jedenfalls nicht zur Siegerrolle verholfen. Es ist interessant, dass gerade die Teile der Theorie von Hayek heute wieder eine Rolle spielen, die damals der Kritik durch den scharfen Verstand von Sraffa (1932) nicht standgehalten haben.
11 Unstrittig dagegen ist, dass Keynes’ Werk damit noch an Popularität gewann. Aber immerhin war es Paul Samuelson selbst, der in der 1955 erschienenen 3. Auflage seines berühmten Lehrbuchs Economics den Begriff „neoklassische Synthese“ gebrauchte, um die Verwandlung der keynesianischen Theorie zu bezeichnen.
12 Zur hinter dieser Einlassung liegenden Demagogie vgl. Quaas 20132.
13 Hinter den Videos steht neben dem Producer John Papola der Ökonom Russel Roberts, dessen Internet-Blog unter http://cafehayek.com/ zu erreichen ist.
Teil 1: “Fear the Boom and Bust” a Hayek vs. Keynes Rap, abrufbar unter: http://www.youtube.com/watch?v=d0nERTFo-Sk.
Teil 2: Fight of the Century: Keynes vs. Hayek. Round Two, abrufbar unter: http://www.youtube.com/watch?v=GTQnarzmTOc&feature=relmfu.
14 Der Begriff „Bastard-Keynesianismus“ ist von der Keynesianerin Joan Robinson geprägt worden. Er wurde 1962 durch einen ihrer Artikel bekannt, taucht möglicherweise aber schon vorher im Briefwechsel mit Sydney Weintraub auf (vgl. Backhouse / Bateman 2011, 5). Robinson bevorzugte für den autorisierten Anschluss an Keynes im Sinne eines orthodoxen Keynesianismus die Bezeichnung „Postkeynesianismus“.
15 Es gibt in einer Welt der vagen und unzuverlässigen ökonomischen Theorien keinen Grund, Eklektizismus generell pejorativ zu werten. Dennoch darf man erwarten, dass mit einem gewissen Gespür vorgegangen wird, um Inkompatibilitäten zu vermeiden.
16 Die Zugehörigkeit zu ein- und derselben Forschungstradition ergibt sich danach aus den metaphysischen Hintergrundannahmen, die miteinander geteilt werden (Laudan 1977).
17 Karl Brandt (1993, 295) erwähnt in seiner „Geschichte der deutschen Volkswirtschaftslehre“ bezüglich einer nachklassischen Theoriebildung die in Wien Lehrenden Franz Xaver von Neumann-Spallart (1837-1888) und Wilhelm Neurath (1840-1901). Während Menger mit den Ansichten dieser unmittelbaren Zeitgenossen an-scheinend nichts anfangen kann, steht spätestens die dritte Generation der Österreichischen Schule der Nationalökonomie auch in der Tradition von Neuraths konjunkturökonomischer Erklärung, nach der jener in Die wahren Ursachen der Überproduktionskrisen, sowie der Erwerbs- und Arbeitslosigkeit (1892) darzulegen versuchte, warum die Überproduktion eine Folge der Kreditvergabe der Banken darstelle.
18 Erich W. Streissler (1990, 31) ist bestrebt, mit dem Mythos aufzuräumen, dass die Österreichische Schule, insbesondere verkörpert durch Carl Menger, ihre neuen Einsichten ganz unabhängig und in Kontrast zur zeitgenössischen deutschen ökonomischen Lehre ausgearbeitet habe (vgl. Streissler 1990, 31).
19 Die deutsche Gebrauchswertschule vertrat im Gegensatz zu den englischen objektiven Wertlehren eine auf dem als Nutzen verstandenen Gebrauchswert basierende Wertauffassung. Vertreter waren neben Gottlieb Hufeland (1762-1817) vor allem Karl Heinrich Rau (1792-1870) und Friedrich B. W. von Hermann (1795-1868).
20 Ausführlich wird die Einordnung der Genannten in das Umfeld der Österreichischen Schule behandelt in Friedrun Quaas (2013a, 47ff.).
21 Dass von den New Austrians ein Keil sogar zwischen die liberalen Theoretiker Mises und Hayek getrieben wird, stützt diese Schlussfolgerung eher, als dass sie sie entkräften könnte.
22 Hayek, der später die gesamte Idee Böhm-Bawerks für seine Theorie übernehmen und daraus das berühmte Hayek’sche Dreieck konstruieren wird, hat in der Verlängerung der Produktionswege allerdings eine große Gefahr gesehen, nämlich die der Fehlinvestition, indem die Bedingungen des Gleichgewichtes zwischen Konsum-güternachfrage und Produktionsmittelnachfrage angegriffen werden (Hayek 1931, 32-68).
23 Es ist hinzuzufügen, dass bei Blaug (1998, 504) die Betonung auf „final“ liegt. Für ihn hat sich die durch Böhm-Bawerk begründete Österreichische Kapitaltheorie nicht erst durch die Cambridge-Cambridge-Debatte erledigt, sondern viel früher. Hayek selbst habe sich unter dem Druck der Kritik spätestens in seinem Buch The Pure Theory of Capital davon abgewandt. „In other words, it is not too much to say that Böhm-Bawerk’s theory of capital and interest […] officially died in 1941.” (Ebd., 527)
24 Vgl. in diesem Kontext auch die Besprechung von Kirzners Essays durch Garrison (1997), der allerdings einen anderen Akzent setzt (vgl. 2.5 in diesem Beitrag).
25 Mit Hansjörg Klausinger kann man der Meinung sein, dass neben dem austroliberalen Kern von jeher eine dem Liberalismus gegenüber skeptisch eingestellte Strömung der Österreichischen Schule existierte, deren Tradition sich von Wieser hergeleitet habe und in den 30er Jahren dann vor allem durch Mayer und Morgenstern repräsentiert worden sei (vgl. Klausinger 2008, 100).
26 Jörg Guido Hülsmann streicht in seiner voluminösen Mises-Biographie den grandiosen Erfolg des Buches ausführlich heraus (vgl. Hülsmann 2007, 883ff.) versäumt es aber, die ablehnende Haltung von anderen Österreichern zu erwähnen, wie sie beispielsweise Hayek oder Morgenstern eingenommen haben.
27 Vgl. ausführlich dazu Friedrun Quaas (2013b, 160-176).
28 Vgl die von Peter Lewin verfasste Biografie Lachmanns auf der URL:
http://mises.org/page/1456/Biography-of-Ludwig-Lachmann-19061990-Life-and-Work (abgerufen am 9.9.2013).
29 Als Huerta de Soto (2012) zu einer „österreichischen“ Verteidigung des Euro aufrief und ihn dabei gar als „Proxy“ für eine Goldstandardwährung bezeichnete, ist er im eigenen Lager auf massives Unverständnis gestoßen. Vgl. die Online-Kommentare zu seinem Beitrag sowie Hoffmann (2013).
30 Mises soll auf einer Tagung der Mont Pèlerin Society im April 1947, bei der es um die Zurückdrängung der Rolle des Staates ging, den anwesenden liberalen Ökonomen wutentbrannt den Satz entgegengeschleudert haben: „Ihr seid alle ein Haufen Sozialisten!“ (Tichy 2012, 65)
31 Zur gelungenen Besprechung des Bandes vgl. Doherty (2009).
32 Vgl. die Anmerkungen zur Sraffa-Kritik und Kirzners Anmerkung zur Reswitching-Debatte unter 2.2 in diesem Beitrag.
33 Zur ausführlichen Kritik vgl. Georg Quaas (2013).
34 Es bleibt einer weiteren Arbeit vorbehalten, eine Systematik dieser „Familienähnlichkeiten“ zwischen den Mitgliedern der einzelnen Generationen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie aufzustellen.

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